Frequently Asked Questions

hier der Spielplan als PDF

Und wieder gilt frei nach B.B.:
Was ist schon die Gründung einer Bank gegenüber einem veritablen Abendmahl
in einer »Vecchia Banca«?

Die Übersicht zum zum Besuch der BLICKACHSEN 14 in Bad Homburg am Samstag, 27. September, und Sonntag, 28. September:
Wir treffen uns am 27. September ab 14:00 Uhr bei Fingerfood und ausgesuchten Heiß-/Kaltgetränken im »Römerbrunnen«. Ernste und weniger ernste Gespräche über aktuelle ökotrophologische Studien und deren sichtbare empirische Folgen trüben nicht die Freude am Wiedersehen.

Ab 16:00 Uhr führen uns ausgesuchte Compagnons aus der Abteilung »Betreutes Kunstsehen« auf dem Pfad rezeptionsästhetischer Erleuchtung zu den ersten Skulpturen der »Blickachsen 14« im Kurpark. Nach meiner Wertung sind in diesem Jahr die BLICKACHSEN signifikant weggerückt von meist erbauender und gefälliger Kurgasterheiterung. Allerdings ist der Schlosspark nur marginal mit sechs Positionen bespielt, sodass wir am Sonntag unsere Staunkompetenz weiter im Kurpark schulen.

Ab 18:00 Uhr ruft die »Vecchia Banca« im Freibereich zu Smalltalk bei Prosecco und Fingerfood, um dann ab 19:00 Uhr an die gedeckten Tische zu bitten.
Carolin Smykla wird unseren Schmaus mit ihrer Sangeskunst begleiten.
Der Sonntag zeigt dann ab 10 Uhr andere Werke der »BLICKACHSEN 14« wieder im Kurpark und auf Highnoon tischt »Luna y Sol« Tappas im für uns reservierten Glashaus auf. Mit dieser letzten Stärkung finden wir zur Kraft, die Tränentücher des Abschieds zu schwenken.

Für Fragen gilt wie immer 25/08/367: 01796762418 oder jokir@t-online.de

Frequently Asked Questions

⇒ Die Veranstaltung scheint bemüht vorbereitet zu sein, doch ich finde keine Antworten auf die elementare Frage nach dem Wetter bei den Begehungen im Kurpark.
♥ In der Tat wurde frühzeitig für das Wochenende mildes Spätsommerwetter bestellt, doch Amazon hat uns bereits am 20. September und damit viel zu früh ein sonniges Wochenendwetter vor die Tür gelegt.
Doch Achtung: Bei zu kühlem Wetter treffen wir uns in kuscheliger Enge in einem Raum des „Römerbrunnens“, links im Foyer nach dem Eingang.

⇒ Mein Blutzuckerspiegel ist sehr schwankend. Das Programm verspricht, in unregelmäßigen Intervallen eine ökotrophologisch hinreichende Grundversorgung. Soll ich trotzdem eine ambulante Notversorgung mitführen?
♥ Nein, das ist nicht nötig. Wie bei den Kinovorführungen in unser aller Jugend wird das Personal zum „Betreuten Sehen“ im Kurparkpark zwischendurch aus den mitgeführten Kühlboxen diverse Sorten Magnum-Eis anbieten.

⇒ In der Ankündigung ist von einem Sitzplan für die Vecchia Banca die Rede. Gerne würde ich den Abend für wechselnde Gesprächspartnernde:[*I]nnen am Tisch nutzen.
♥ Das ist sogar gewollt. Bitte nehmt bis zum Hauptgang Euer Tischkärtchen mit, damit das Personal richtig vorlegt, und schon fließen Gespräche und Wein auch im anderen Kohortenhabitat.

⇒ Ist für die Kunst-Erkundung im Kurpark eine bestimmte Ausrüstung zu empfehlen?
♥ Freizeitkleidung, die auf die erwartbaren Temperaturen ausgerichtet ist, und ordentliches Schuhwerk, keine Gummistiefel, genügen vollkommen. Auch für das zweite „Come together“ vor der Vecchia Banca ab 18:00 Uhr ist ein Kleidungsstück zu empfehlen, das von der deutschen Modeindustrie schon in den 50er-Jahren als Übergangsmantel angepriesen wurde.

⇒ Immer wird nach altgermanischem Ritus gefragt, „was es denn sein dürfe“.
♥ Ganz klar: nix!!! Eure Zeit ist das größte Geschenk und sie bedeutet mir alles.
Wer listig trotzdem Gisela fragt, hört seit Jahren: Er hat doch alles, die Asservatenkammer quilt über, sein Studiolo unterm Dach ist ein einziges entropisches Chaos voller Artificalia und Memorabilia. Einzig eine Spende für „Save the Children“ leitet er gerne weiter.

⇒ Gibt es einen Dresscode?
♥ Der Dresscode ist völlige Nebensache, vom Glitzeranzug bis zum (vorzeitigen) Nikolauskostüm ist alles gerne gesehen. Einzig wärmend sollte die Kleidung sein, bis uns die Sangeskunst von Carolin Smykla in der alten Bank erwärmt.

⇒ Was mache ich, wenn in unausweichlichen Gesprächen mein Kunstverständnis subtil abgeprüft werden sollte – das Gäsetevideo indiziert eine für mich beängstigende Dichte an kunstpädagogischem Personal und schon zu Schulzeiten haben mich deren impertinente Fragen nach dem „Fühlen & Empfinden“ genervt!
♥ Um eine Retraumatisierung zu vermeiden, sind hier Antwortvorschläge, sie können memoriert werden und lassen ob der dann demonstrierten Fachkompetenz jede Nachfrage subito verstummen:
Ganz simpel gibt der unvermeidbare Pablo Picasso eine Antwort: „Wir alle wissen, dass Kunst nicht die Wahrheit ist. Kunst ist eine Lüge, die uns die Wahrheit erkennen lässt, zumindest die Wahrheit, die uns zu verstehen gegeben ist.“ Dies legt nahe, dass der Zweck der Kunst nicht darin besteht, die Realität darzustellen, sondern eine andere, vielleicht emotionale Wahrheit anzudeuten.
Jackson Pollock hilft uns gerade bei den BLICKACHSEN weiter: „Der moderne Künstler arbeitet mit Raum und Zeit und drückt seine Gefühle aus, anstatt etwas zu illustrieren. Er erzählt nicht einfach nur eine Geschichte.“ Ohne die BLICKACHSEN je gesehen zu haben, ohne von ökologischer oder feministischer Aktualität tangiert zu sein, betont Pollock die Abkehr von der gegenständlichen Kunst hin zum abstrakten Expressionismus, bei dem der Fokus auf dem inneren Erleben des Künstlers – und hoffentlich auch bei uns Rezipierenden – liegt.

⇒ Die Vorstellung der Gäste im Video ist sehr hilfreich. Doch das gewiss wohlgemeinte Porträt von mir hat sein Haltbarkeitsdatum schon lange überschritten. (Ich füge eine aktuelle, seriösere Fotografie für künftige Einladungen bei). Ist es sinnvoll, dass ich zum Wiedererkennen ein Namensschild trage, oder könnte eine Litfaßsäule beim ersten Come together mit plakatierten Porträtausdrucken helfen?
♥ Beides wird nicht nötig sein! Das gesamte Symposion ist von einer kommunikativen Funktion der Begegnung getragen und niemand sollte sich scheuen, mit seinem Gegenüber völlig unbefangen in einer höflichen Balance zwischen Diskretion und Offenheit ins Gespräch zu kommen. Dabei kann der biografische Hintergrund ohne unmittelbaren Ausweis eigener Vergesslichkeit überspielt werden.
Trost kommt auch von jüngeren Studien zum heutigen Schönheitsideal, wonach ein Lächeln deutlich mehr Sympathiepunkte einbringe als vier Botoxbehandlungen (FAZ vom 16.9.2025, Wissenschaftsrubrik).

⇒ Ich habe vergessen, was ich zum Hauptgang in der Vecchia Banca bestellt habe. Könnt ihr mir helfen oder soll ich einen neuen Eintrag in der Datenbank angeben?
♥ In ganz analoger Art werden auf den Tischen mit eurem Namen gekennzeichnete Kärtchen stehen, die auf der Seite zum Servicepersonal gerichtet mit eindeutiger Bildsprache jeder und jedem in seiner Erinnerung aufhelfen und gleichzeitig den Hauptgang an den richtigen Platz leiten.

⇒ Auf der Webseite der Vecchia Banca entdeckte ich eine für italienische Restaurants ungewöhnlich konsistente Pinakothek zwischen all den Weinflaschen. Die Malerei changiert für mich zwischen einem von Freud befreiten Dalí und Rudolf Hausner aus Wien. Gibt es dazu und nähere Hinweise?
♥ Die Arbeiten stammen allesamt aus dem Atelier des bulgarischen Künstlers Dimitri Vojnov, der sein akademisches Handwerk an der Nationalen Akademie der Schönen Künste in Sofia erlernte. Der heute 80-Jährige folgt in erster Linie dem Surrealismus mit zum Teil grotesk verzerrten, karikierenden Figuren, mit denen halbseidene oder dekadente Welten entstehen und die im Frühwerk durch eine stark erotische Grundtendenz bestimmt waren. Er lebt und arbeitet auf dem „Zauberberg“, einer ehemaligen Lungenheilanstalt, heute ein Apartmenthaus mit Funktionsräumen, im nahen Ruppertshain.

⇒ Danke für die Vorbereitung des Blickachsenbesuchs, doch die Sache wird anstrengend. Mit Vergnügen habe ich mich mit der Porträtgalerie des Videofilmes vorbereitet. Eine Frage bleibt dennoch: Die Gästeschar indiziert einen leicht senioralen Altersdurchschnitt. Wäre nicht ein ärztlicher Bereitschaftsdienst für die Exkursionen im Kurpark eine fürsorgende Maßnahme?
♥ Auch wenn gegenüber früheren Jahren der Ärztequotient heuer etwas niedriger ausfällt, mischen sich zum Glück unter die Exkursionsteilnehmenden noch genügend Mediziner, die eine Erstversorgung einleiten können.

⇒ Die um Ironie bemühte Losung auf der instruierenden Website zum Symposion wandelt ein bekanntes Diktum aus Brechts Dreigroschenoper mit einer arg kühnen Suggestion ab: „Was ist schon die Gründung einer Bank gegenüber einem veritablen Abendmahl in einer Vecchia Banca“. Das hat mich als Rentner mit viel Zeit zu einer Recherche veranlasst, um eine historische Linie zur heutigen Vecchia Banca zu rekonstruieren. Doch außer architekturhistorischen Ableitungen aus Street View konnte ich über einen Neorenaissance‑Stil mit einer für Bad Homburg typisch reich verzierten Sandsteinfassade, horizontalen Gliederung, Balkonen und dekorativen Elementen wie Konsolen oder Steinreliefs nichts Erhellendes zur Vita des Hauses auffinden. Hierzu wüsste ich gerne, hoffentlich nicht appetithemmend, mehr.
♥ Selbstverständlich weckte nicht nur der Tresor im Untergeschoss des heutigen Restaurants (als unserem zweiten Wohnzimmer) auch die Neugier von Gisela und mir. Man muss schon tief graben, um das dort tatsächlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts residierende Bankhaus zu identifizieren. Knapp 30 Jahre war dort kurz nach 1900 eine Zweigstelle der Disconto-Gesellschaft zu Hause. Die Disconto-Gesellschaft war eine der bedeutendsten deutschen Banken im Kaiserreich und spielte eine zentrale Rolle in der deutschen Wirtschaft und Finanzwelt, insbesondere zu Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Sie konnte sich Umbau und Renovierung des heute denkmalgeschützten Hauses vor über 120 Jahren locker leisten.
Gegründet 1851 in Berlin von David Hansemann, einem ehemaligen preußischen Finanzminister, fungierte sie als Handels- und Wechselbank zur Förderung der Industrie und wurde schnell zu einer der führenden deutschen Großbanken mit Niederlassungen in London, New York, Buenos Aires oder Konstantinopel. Ihr Schwerpunkt lag in der Mitfinanzierung internationaler Infrastrukturprojekte, z. B. Eisenbahnen, Häfen, und, weniger rühmlich, in der Beteiligung der Kolonialfinanzierung. Im Ersten Weltkrieg war die Bank stark in Kriegsanleihen und Rüstungsfinanzierung eingebunden. Die Bank verlor durch Reparationszahlungen und Währungsreform massiv an Kapital. 1929 kam es deshalb zur Fusion der Disconto-Gesellschaft mit der Deutschen Bank zur „Deutsche Bank und Disconto-Gesellschaft“ – die zweitgrößte deutsche Bank fusionierte mit der größten. Der Name „Disconto-Gesellschaft“ verschwand in den 1930er-Jahren vollständig aus der Öffentlichkeit. Der Tresor im Untergeschoss ist leer, rare Kreszenzen von Luciano lagern nebenan klimatisiert.